Rebbinden mit „Feler“ – kleine Kunstwerke inmitten der Natur

Unsere Weinreben werden im Winter für den neuen Jahrgang geschnitten. Jetzt zum Start in den Frühling müssen sie gebunden werden. In Südtirol greifen wir zum Binden auf die Triebe der Kopfweide, auch „Feler“ genannt“, zurück.
Der Akt des Bindens an sich verlangt ein feines Gespür für die richtige Rute, für den passenden Rebtrieb und für den geeignetsten Bindeknopf. Es entsteht jedes Mal ein kleines Kunstwerk inmitten der Natur, einzigartig und besonders, von Menschenhand erschaffen. “Noch heute kann ich meinen Großvater hören, wie er dauernd meine Großmutter, die wahre Spezialistin des Bindens, kritisierte: Pass auf, dass Dir nichts herunterfällt, und denke daran nicht zu eng zu binden und auch nicht zu locker …“ Bis zum „Holmitog“ blieb meine Großmutter ruhig, aber dann ….:-) , erzählt Hayo Loacker. Bis vor einigen Jahrzehnten wurde im Weinbau weitgehend mit den Trieben der Kopfweide gebunden. In der Vergangenheit wurden sie aufgrund fehlender Alternativen verwendet. Dann hat die Industrie mit der Produktion von PVC dem Winzer die Arbeit erleichtert, jedoch unserem Planeten keinen Gefallen damit getan, der Jahrhunderte braucht, um diese kleinen Plastikschläuche, die sich mit dem Boden des Weinberges vermengen, abzubauen.
Seit kurzem wächst jedoch die Anzahl der Betriebe, die auf Umweltschutz bedacht sind, und die Abstand von den modernen PVC Schnüren nehmen und zu den traditionellen Trieben der Kopfweide oder zu biologisch abbaubaren Materialien zurück greifen. Kopfweiden gehören zu den typischen Kulturlandschaftselementen Südtirols und sind leider durch die Intensivierung im Obst- und Weinbau großteils aus dem Landschaftsbild verschwunden. Die „Feler“ müssen in einem überdachten, luftigen Ort im Schatten trocknen. Die Bündel werden aufrecht gestellt, um Schimmelbildung zu vermeiden. Um sie erneut geschmeidig zu machen, werden sie vor dem Gebrauch in Wasser gelegt. Bei Loacker legen wir sie für mindestens eine Nacht in unsere Brunnenbecken.