Das „tropische Jahr“ mit ständigen klimatischen Überraschungen

Der Jahrgang 2018 war in Montalcino voller klimatischer Überraschungen – aus agronomischer Sicht daher herausfordernd und anspruchsvoll.
Aber wie ihr uns kennt, nehmen wir gerne Herausforderungen an – und das hieß für uns in diesem Jahr also umso mehr auf unsere spezielle Infrarottechnik für die Weinbergselektionen zu setzen.

Die meisten die an den Sommer 2018 denken, denken an enorm heiße Tage und tropische Nächte. In Montalcino hingegen, steht der Jahrgang für einen ungewöhnlich kühlen Sommer.
Der Vegetationsbeginn verlief ziemlich gleichmäßig, doch wurde dann durch sehr schwankende Temperaturen und starke Regenfälle gekennzeichnet. Von Mai bis Juli sind 340mm Regen gefallen, das ist fast mehr als die Hälfte des Jahresdurchschnittes, der normalerweise mehr im Winter fällt.

Dazu kam noch ein besorgniserregender Hagelsturm Mitte Juni. Wir kämpften bereits mit starken Peronospora-Befall (falscher Mehltau), jetzt noch mit beschädigten Beeren und Stielgerüsten.
Die Frage war nun also: „Wie können wir unseren Reben helfen, wieder ins Gleichgewicht zu finden?“

Ein Einblick hinter die Kulissen

Matteo Gentili, Agronom auf Corte Pavone, am 22. August 2018:

"Die Zonen 3 und 4 >>siehe Vegetationskarte unten<<, das sind die Zonen, die am stärksten wachsen, zeigen immer noch einige nicht verholzte Triebe. Die Pflanzen vegetieren weiter, als ob es Juni wäre - die jungen Triebe sind einem großen Krankheitsdruck ausgesetzt. Das heißt wir müssen die Triebe zurückschneiden.
Was die vom Hagel zerstörten Beeren betrifft? Da hatten wir Glück - ich habe keine einzige Beere entdeckt, wo das Fruchtfleisch zu sehen war. Sie sind entweder vertrocknet oder haben sich beim Wachsen verschlossen. Essigfäule ist kaum zu sehen. Eine super Regeneration der Rebe.
Jedoch müssen wir wachsam bleiben, in den letzten Wochen konnte man einige Trauben beobachten, die an den engsten Stellen aufplatzen und ein paar Beeren an einer Traube unterschiedlich schnell reifen (Millerandage).“

Was hieß das nun für uns im Weinberg?

Wir haben unsere Weinberge ständig bis ins kleinste Detail beobachtet und konnten so zur richtigen Zeit eingreifen und unsere Reben unterstützen.

Unsere Mikro-Parzellierung, also das Einteilen in verschiedene Wachstumszonen durch Infrarotmessungen, haben uns ein ideales Erntemanagement ermöglicht, um gesunde Trauben mit guter phenolischen und technologischen Reife in den Keller zu bringen. Und während der Ernte stand der Wettergott auch auf unserer Seite und es blieb bis Mitte September konstant.

Präzision-Weinbau in Bildern

Um selbst zu verstehen wie wir unsere Vegetationskarten, die aus den Messungen entstehen, nutzen, sehen sie unten zwei unterschiedliche Karten: eine aus dem Jahr 2017 und eine aus 2018 – beide von demselben Weinberg, der Einzellage „Fiore del Vento“.
Der Unterschied ist deutlich zu sehen: Bei der 2017er Karte gibt es viele helle Bereiche (gelb und hellgrün), was bedeutet, dass die Reben eine geringere Wüchsigkeit haben, also nicht so viel Blattmasse und weniger Chlorophyll im Blatt. 2018 sieht man mehr dunkle Bereiche (dunkelgrün und rot), also mehr Wüchsigkeit, durch mehr Niederschlag in der Vegetationszeit, also in der starken Wachstumsperiode der Rebe.
Unsere dynamische bzw. auf den Jahrgang abgestimmte Auslese während der Ernte zeigt sich dann deutlich bei den Erntemengen: 2017 wurden fast 3.000kg Trauben für unseren Fiore del Vento geerntet, 2018 mehr als 20% weniger nur 2.300kg Trauben.

Hayo's Resümee

Auch dieses Jahr wurden unsere Brunelli von Monica Larner bei Robert Parker verkostet und bewertet. In einem Artikel zitiert sie Hayo Loacker Resümee: "2018 ist ein Jahrgang mit vielen Fragezeichen. Im Wachstumszyklus wechselten sich Momente des Regens mit Momenten der Hitze ab, und die Reifung war nicht immer einfach zu erreichen. Die Gärung verlief schnell und einfach, mit Weinen, die zur Reduktion neigten. Unserer Meinung nach war es wichtig, die Weine später abzufüllen, und das haben wir auch getan."
Die Robert Parker Punkte: Brunello - 94P., Campo Marzio - 95P., Fiore del Vento - 94P.

Der Jahrgang 2018 im Glas

Was für Auswirkungen das Weinbaujahr auf den Wein hatte, lässt sich ganz klar sagen: Die intensive Zeit, viele Nerven und Gedanken, die wir investiert haben, hat sich mehr als ausgezahlt. Heute freuen wir uns über die Frische im Wein und die niedrigeren Alkoholwerte. Alle Brunelli bieten einen Trinkfluss der Spaß macht und sich ideal zu kraftvollen Gerichten kombinieren lässt – wie zum Beispiel einer leicht pikanten würzigen Spaghetti Carbonara.

Brunello 2018 zu Hause probieren

Was die Zukunft bringt:

Wie wir alle wissen, hat sich das Klima in den letzten Jahren stetig und vor allem schnell verändert. Eins lässt sich aber tendenziell beobachten – es wird wärmer und trockener. 2018 war, bis 2022, der letzte Jahrgang, in dem wir nicht unter großer Hitze und langen Dürreperioden zu leiden hatten.

Danke!